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Chemnitz – Stadt der Moderne

Rückblick auf die Tagesexkursion der KG Kyffhäuser Südharz

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Blick über den Schlossteich auf die Chemnitzer Silhouette, Bild: Pia Wienrich

Am 15. März 2024 besuchten 18 Thüringer Architektinnen und Architekten sowie Bauinteressierte zusammen mit der Chemnitzer Architektur- und Kunstführerin Martina Wutzlar von Kultur zu Fuss die drittgrößte Stadt in Sachsen.

Chemnitz wurde vermutlich im ersten Drittel des 13. Jahrhunderts gegründet. Die Wiege der Stadt liegt am Schlossberg, wo auch unsere Tour begann. Hier wurde 1136 ein Benediktinerkloster gegründet und kurze Zeit später ein Fernhandelsmarkt initiiert. St. Marien entwickelte sich zu einem der bedeutendsten sächsischen Klöster. Einkünfte aus dem Bergbau und den umliegenden Dörfern ermöglichten opulente Baumaßnahmen. Unter Beteiligung der Meißner Dombauhütte wurde im späten 13. Jahrhundert der Ostflügel des Kreuzgangs errichtet. Den Schlossteich legte der Orden 1483 als Fischteich unterhalb des Berges an. Im 15. und 16. Jahrhundert erlebte das Kloster seinen Höhepunkt und konnte sich mit den bedeutendsten Schloss- und Kirchenbauten im Land messen. 1527 wurde die heutige Schlosskirche als spätgotische Hallenkirche vollendet.

Nach der ersten Station, dem Schlossplatz, trafen wir uns an der Schönherrfabrik wieder, um durch das erfolgreiche Revitalisierungsprojekt zu flanieren und die Industriehistorie zu erspüren. Ein einmaliger Charme zieht sich durch die 83.000 Quadratmeter große Fabrik. Mit breitem Mieterspektrum für circa hundert Unternehmen und etwa eintausend Mitarbeitern erlebt sie ihre zweite Blütezeit.

Anschließend statteten wir einem Chemnitzer Juwel einen Besuch ab: Die Jugenstilvilla Esche wurde 1902 vom Architekten und Designer Henry van de Velde für den Textilunternehmer Herbert Esche als Wohnsitz entworfen. Dessen erster Architekturauftrag und der zugehörige parkähnliche Garten sind ein Gesamtkunstwerk. Nach wechselvollen Jahren wurde die Villa von 1998 bis 2001 grundhaft restauriert. Sie beherbergt heute das Henry-van-de-Velde-Museum und ist zudem eine Begegnungs- und Tagungsstätte.

Den Kaßberg mit seinem Gründerzeit- und Jugendstilviertel umfuhren wir, um zum Roten Turm zu gelangen, von dem wir nach einer Mittagspause in den Ratsstuben das Zentrum fußläufig erkundeten. Die neue Mitte auf altem Grundriss sahen wir beginnend am Markt mit Altem und Neuem Rathaus, der Rathauspassage sowie dem Wohn- und Geschäftshaus Türmer. Letzteres wurde nach einem Wettbewerb von TCHOBAN VOSS Architekten 2001 errichtet.

Wir spazierten über den Getreidemarkt, die Innere Klosterstraße bis zur Theaterstraße, besuchten die 800 Jahre alte Kirche St. Jakobi, deren Wiederaufbau 2010 mit teils moderner Innenraum-Fassung fertiggestellt wurde. Am Neumarkt, welcher ab 2000 komplett neu entstand, sahen wir die Galerie Roter Turm mit Fassaden von Hans Kohlhoff, die Galeria Kaufhof nach Plänen von Helmut Jahn & Murphy sowie das Kaufhaus von Ingenhoven und Partner für Peek & Cloppenburg. Am „Wall“ schlenderten wir an der Stadthalle in DDR-Architektur vorbei bis zum Johannisplatz mit seinen neuen Quartieren.

Unser letztes Ziel war das Archäologiemuseum im ehemaligen „Schocken“ von Erich Mendelsohn und die Sonderausstellung „Home sweet home“ zur Archäologie des Wohnens. Als Abschluss besichtigten wir die Dauerausstellung „Geschichte zum Kaufhaus Schocken“, die auch das Leben und Wirken des Architekten zeigt.

Tief beeindruckt verließen wir das Haus und verabschiedeten uns auf dem Heimweg sowie mit neuen Exkursionsideen von Martina Wutzler. Ihr gilt unser herzlicher Dank für einen ereignis- und wissensreichen Tag in Chemnitz. Gern lädt sie in die Kulturhauptstadt Europas 2025 ein!

Stefan Klima und Pia Wienrich

veröffentlicht am 24.04.2024 von Björn Radermacher · Rubrik(en): News, Kammergruppen, Kammergruppe Kyffhäuser Südharz

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